Düsseldorf - Der Geschichtsleistungskurs des 4. Semesters unternahm am 06. Juni eine Exkursion, um die Denkmäler der Stadt Düsseldorf zu erkunden, die den 1. Weltkrieg erinnern. Wir tauchten in die Vergangenheit ein und setzten uns intensiv mit drei Gedenkstätten auseinander: dem alten Denkmal des 39. Füsilierregiments an der Tonhalle, dem neuen Denkmal des 39. Füsilierregiments am Reeser Platz und dem Friedhof der Gefallenen des Ersten Weltkriegs am Düsseldorfer Nordfriedhof.
In Gruppen aufgeteilt, widmete sich jede Studentengruppe einem spezifischen Denkmal, um dessen Geschichte und Bedeutung zu erforschen.
- Das alte Denkmal des 39. Füsilierregiments
Vor der Tonhalle grüßen die Überreste des einstigen Werkes „Innere Festigung“
Die Ergebnisse der Gruppe, die das alte Denkmal des 39. Füsilierregiments untersuchte, enthüllten interessante Einblicke in die Vergangenheit. Das Denkmal erinnert an das 39. Füsilierregiment, einem Infanterieverband der preußischen Armee mit Sitz in Düsseldorf. Das Regiment wurde am 26. Januar 1818 gegründet und spielte eine Rolle in den Kriegen von 1866 und 1871. Während des Ersten Weltkriegs marschierte das Regiment in Belgien ein und beteiligte sich an der Belagerung von Lüttich. Nach Kriegsende kehrte das Regiment in die Heimat zurück und wurde schließlich aufgelöst. Teile des Regiments bildeten das "Freikorps Niederrhein" und wurden später in das Reichswehr-Infanterie-Regiment 61 eingegliedert.
Eine vollständige Augmented-Reality-Rekonstruktion des Werkes wird über die App „Düsseldorf Augmented“ angeboten.
Das Denkmal, das im Jahr 1928 geschaffen wurde, trägt den Namen "Innere Festigung". Es wurde vom Künstler Jupp Rübsam entworfen, der selbst Mitglied des 39. Füsilierregiments war. Seine Intention war es, Kameradschaft und gegenseitige Hilfe darzustellen. Das Denkmal zeigt einen Soldaten mit Kopfverband und einen behelmten Soldaten, beide auf dem Bauch liegend.
Allerdings stieß das Denkmal nicht bei allen auf Zustimmung. Während die SPD und KPD das Denkmal als eines der "üblichen" Kriegsdenkmäler kritisierten, wurde es von Nationalsozialisten als nicht "arisch" und als zu expressionistisch empfunden. Auch General Erich Ludendorff, der während des 1. Weltkrieges als Teil der OHL (Oberste Heeresleitung) agierte, sagte bei der Einweihung ab und sprach sich gegen das Denkmal aus. Überraschenderweise gerieten die Überreste des "39er Denkmals" jahrzehntelang in Vergessenheit und wurden erst 1978 als "Mahnung gegen Terror und Intoleranz" in der Nähe des ursprünglichen Standorts wieder aufgestellt.
- Das neue Denkmal des 39. Füsilierregiments
Eine andere Gruppe untersuchte das neue Denkmal des 39. Füsilierregiments am Reeser Platz. Nachdem das 1928 eingeweihte ursprüngliche Denkmal aufgrund seiner expressionistischen Gestaltung kritisiert wurde, hat man 1936 mit dem Bau des neuen Denkmals begonnen, welches bereits 1932 in Auftrag gegeben wurde. Es wurde unter nationalsozialistischer Herrschaft errichtet und sollte die Bedeutung Düsseldorfs als Garnisonsstadt symbolisieren. Es spiegelte in seiner Architektur und der geographischen Ausrichtung in Richtung Frankreich den wieder einsetzenden Militarismus und Revanchismus der Zeit wieder: Die Gefallenen des Ersten Weltkriegs steigen kampfbereit aus ihren Gräbern, 2 Jahre vor Beginn des 2. Weltkriegs. Überschrieben ist das Denkmal mit „Für des Deutschen Volkes Ehre und Freiheit“, wobei dieser nationalistische Freiheitsbegriff, besonders in Zusammenhang mit den ins Denkmal eingemeißelte eroberten Städten, eine expansionistische Deutung nahelegt.
Inmitten einer idyllischen Wohnsiedlung steht das kontroverse Denkmal auf einem Vorplatz, welcher noch bis 1988 durch die Bundeswehr für zeremonielle Zwecke verwendet wurde.
Ein Großteil der Inschriften auf dem Muschelkalkkonstrukt ist bereits verwittert.
Das Denkmal wurde daher auch kontrovers diskutiert und provozierte besonders nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Diskussionen. So wurde 1946 durch die Alliierten ein Abriss ersucht, welcher durch Proteste lokaler Traditionsverbände verhindert wurde. Bis 1988 verwendete die Bundeswehr den Vorplatz vor dem Denkmal noch für zeremonielle Zwecke. Ab 2002 wurde das Denkmal under fortdauernden Denkmalschutz gestellt und geriet in Obskurität, bis es 2018 wieder Teil öffentlicher Debatte wurde, als die Düsseldorfer Kunstkommission einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Geländes rund um das Denkmal sowie des Denkmals ausschrieb.
Die „Gruft“, welche einst mit Trauerkränzen und Blumen ausgeschmückt war, ist nun verwahrlost.
Diesen Wettbewerb konnte der Vorschlag eines Metallstegs, welches über dem Denkmal gebaut werden sollte, für sich entscheiden. Allerdings entschied der Stadtrat sich für eine erneute Bürgerbeteiligung, als sich zahlreiche Künstler gegen den Vorschlag zur Wehr setzten, da auch der Steg als „Architektur der Macht“ angesehen werden konnte.
Die Diskussion, was denn nun mit dem Denkmal geschehen sollte, beschäftigte auch uns. Unser Kurs war sich einig, dass die faschistische Ästhetik des Denkmals gebrochen werden sollte. Einige sprachen sich für einen Abriss, andere für den Bau eines Museums rund um das Denkmal aus, wieder andere befürworteten beim Wettbewerb abgegebene Vorschläge wie ein Labyrinth.
- Denkmal im Nordfriedhof
Eine weitere Gruppe erkundete den Friedhof der Gefallenen des Ersten Weltkriegs am Düsseldorfer Nordfriedhof. Dieser Friedhof dient als Ort des Gedenkens und der Trauer für diejenigen, die im Krieg ihr Leben verloren haben. Das Denkmal auf dem Friedhof zeigt antike Krieger, die Blätterkränze in den Händen und ihre Köpfe in Demut gesenkt halten. In der Mitte empfängt Jesus Christus die Gefallenen mit offenen Armen. Das Denkmal wurde in den 1920er Jahren errichtet und trägt zur Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkriegs bei.
Die Exkursion war eine faszinierende Reise in die Geschichte Düsseldorfs. Wir hatten die Möglichkeit, bedeutende Denkmäler zu erforschen und sich mit ihrer symbolischen Bedeutung auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse unserer Untersuchungen zeigen, dass Denkmäler nicht nur historische Ereignisse widerspiegeln, sondern auch von politischen und gesellschaftlichen Kontexten geprägt werden. Diese Erkenntnisse werden zweifellos dazu beitragen, das Verständnis für die Vergangenheit zu vertiefen und die Bedeutung der Erinnerungskultur in unserer Gesellschaft zu reflektieren.